Zu uns kommen immer wieder Läuferinnen und Läufer in den Hamburger Laden, die mit ihren Schuhen im Fersenbereich Probleme haben. Dieses hat ganz unterschiedliche Gründe, wie z.B. eine Haglundferse, Achillessehnenprobleme oder einfach eine Druckstelle. Wir haben irgendwann angefangen zu experimentieren, wie wir hier helfen können. Meist sind es Läufer, die sehr viel laufen. Oft drückt die Ferse des Laufschuhs so stark, dass ein Schuh so nicht mehr gelaufen werden kann. Blöd. Also öffneten wir die Schuhe, um uns das Innenleben anzuschauen. Der große Fund bei allen bekannten Herstellern, ist eine Fersenkappe. Und diese ist meist massiv. So fest und dick wie ein Recycling-Getränkebecher ungefähr. Autsch, klar dass das bei Läufern mit empfindlichen Fersen/Achillesehnen weh tut! Also raus damit! Mal sehen, ob das so geht und die Schuhe laufbar bleiben.
Es geht. Wir haben ca. 50 Schuhe operiert und sie halten.
Schuh-Vorausetzung dafür ist eine Fersenkappe, die innen im Schuh eingearbeitet ist. Man kann sie von außen und innen ertasten, aber kommt nicht direkt ran. Von außen aufgebrachte Fersenkappen kann man nicht entfernen. Nicht alle Schuhe funktionieren am Ende wirklich, aber fast alle.
Mensch-Vorausetzung ist eine durchschnitliche handwerkliche Begabung. Es dauert beim ersten Paar 20-40 Minuten.
Man benötigt:
- Patex, sprühen geht besser, Tube geht aber auch.
- Einmal Handschuh
- Cutter, groß
- Schnabelzange
- 2 Hände
Schritt 1: Innensohle aus dem Schuh nehmen.
Schritt 2: Mit dem Cutter die Quernaht durchtrennen, die Brandsohle (Das ist die Sohle unter der Einlegesohle mit den Quernähten) und Fersenfutter verbindet. Knapp oberhalb der Sohle in den Fersenfutterstoff einfach hineinschneiden.
Schritt 3: Fersenfutter lösen. An einer Seite anfangen und versuchen das Futter abzuziehen. Geht schwer und reißt an der geschnittenen Naht. Wenn es gar nicht geht, noch einmal Schneiden. Dauert pro Schuh ca. 5-10 schweißtreibende Minuten.
Die Sicht auf die Fersenkappe ist nun frei.
Schritt 4: Fersenkappe an einer Seite mit den Fingern von der Aussenwand lösen. Wenn es mit der Hand geht,
Fersenkappe herausziehen/reissen.
Wenn nicht, mit der Zange aufrollen.
Schritt 5: Handschuh anziehen und Zeitung auslegen, Schuh drauf stellen.
Schritt 6: Abgelöstes Fersenfutter, soweit wie möglich auf links nach oben ziehen und den Ferseninnenschaft mit Patex einsprühen oder beides mit Patex einschmieren. Das geht am besten, indem man es auf die Fingespitzen gibt und in den Schuh bringt. Sprühen geht aber deutlich besser. Warten, bis der Kleber nageltrocken ist.
Schritt 7: Von der hinteren Ferse aus das Futter wieder faltenfrei in den Schuh streichen. Eventuell an den Rändern nachkleben.
Schritt 8: Einlegesohle oder Orthopädische Einlage wieder hinein und fertig ist der Laufschuh mit einer weichen, anschmiegsamen Ferse.
Das bearbeitete Model ist ein Asics Dynaflyte Frauen in Gr. US10.
Wir danken Asics für die Unterstützung bei diesen Laufschuh-Hack
Autorin: Miriam Stroetmann, B-Trainerin Lauf, B-Trainerin Prävention und leidenschaftliche Handwerkerin mit Helfersyndrom.